Februar: Klotzbeute gegen natürliche Baumhöhle ausgetauscht

Warum haben wir die alte Klotzbeute aus Buchenholz ausgetauscht? Der Buchenstamm zeigte starke Trocknungsrisse, die zwar soweit möglich mit Moos und Lehm verstopft wurden. Trotzdem blieben viele kleine Undichtigkeiten. Die klimatischen Verhältnisse in der Höhle waren nicht optimal. Vielleicht war auch das ein Grund dafür, dass das Bienenvolk geschwächt war und sich gegen die Varroamilbe nicht behaupten konnte.

An der selben Stelle hängt jetzt ein hohler Fichtenstamm mit einer natürlich entstandenen Baumhöhle. Das untere offene Ende wurde mit einer 20 cm dicken Holzscheibe verschlossen.  Der Fichtenstamm hat ein Volumen von nur ca. 24 Litern (mit Sand ausgemessen). Mit diesem relativ geringen Volumen wollen wir den Brutumfang auf natürliche Weise einengen (Verhonigen des Brutnestes) und damit die natürliche Schwarmbildung fördern.   


Unterschiede zwischen den Holzoberflächen unserer klassischen Holzbeuten und dem von Pilzen, Insekten und anderem Getier mehr oder weniger zersetzten Holz im Innenraum des hohlen Fichtenstamms sind gravierend. Hier existieren reichlich unterschiedlichste Formen und Größen von Schlupflöchern und Gängen. Welche Wirkung diese stark strukturierte Oberfläche auf das Ökosystem in der Baumhöhle und auf die Bienen hat, wissen wir nicht. Wir wollen es beobachten. Sicher ist aber, dass die Voraussetzungen für die Bildung eines komplexen Biotops in einer solchen natürlich entstandenen Baumhöhle  ganz andere sein werden.




19. Mai: Einzug eines Naturschwarms

Ein 2,9 kg schwerer Naturschwarm (wahrscheinlich Vorschwarm) lief am 19. Mai in seine neue Behausung in 6 Metern Höhe ein. Dieses (wahrscheinlich zu) große Volk kam aus Arnum,  genaue Herkunft unbekannt. Das Einlogieren klappte nicht ganz reibungslos. An der Arbeitsöffnung kam es zum Stau. Um nach 3 Stunden den Prozess etwas zu beschleunigen, half ich mit einer Gänsefeder nach. Daraufhin wurden die Bienen böse. Trotz Schutzbekleidung kassierte ich am Seil hängend ca. 20 Stiche in die Hände. Mit mehr Geduld wäre es sicher friedlicher verlaufen. Die relativ kleine Arbeitsöffnung (10x15 cm) konnten wir erst am nächsten Morgen schließen. Im Nachhinein befürchten wir, dass der Schwarm zu groß war, vor allem für diese kleine Höhle. Bei Naturschwärmen muss man sich schnell entscheiden. Oft sind die Informationen zum Schwarm ungenau, insbesondere wenn sie nicht von Imkern stammen.       

Beim Einlaufen gibt es einen Stau. Diese Bienen hängen an der Oberkante der Arbeitsöffnung. Sie haben einiges zu tragen, denn an ihnen hängen weitere Bienen und bilden einen lockeren Vorhang.  


Frühling

Ein Rätsel: Am Boden der natürlich entstandenen Baumhöhle liegen Wachsplättchen und Holzstückchen, die von den Bienen von der morschen Wand gekratzt wurden.  Die Wände sind durchzogen von größeren und kleineren Löchern und Gängen. Deutlich ist zu erkennen, dass einige Stellen propolisiert sind.

Am Boden wird die Einstreu durchgewühlt, als würden die Bienen etwas suchen. Aber was?  Sicher ist nur, dass die Bienen sehr beschäftigt wirken. 

29. Mai: Nach 9 Tagen ragen 3 Waben bis auf den Grund der Baumhöhle. Wo sie aufgehängt sind, können wir nicht sehen.  Am Boden eine dicke Schicht (ca. 2  cm) aus Holzstückchen und von den Bienen ausgeschiedene Wachsplättchen.   



Ein Schwarm geht ab nach eineinhalb Monaten

Am 7. Juli hatte ich in meinem Beobachtungsbuch notiert: "Weniger Bienenmasse! Ist ein Schwarm abgegangen?" 

Weiselzellen, in denen Königinnen angezogen werden, sind in einer solchen Baumhöhle nicht immer einfach zu finden. Erst am 23. Juli entdecke ich eine geschlüpfte Weiselzelle (siehe Foto). Damit ist klar: Nach nur 1,5 Monaten ging ein Schwarm ab, wahrscheinlich zwischen Ende Juni und Anfang Juli, also relativ spät im Jahr. So ganz überraschend kam das nicht, denn das Volk wurde beim Einzug auf ca. 2,9 kg geschätzt. Es handelte sich also um ein großes Volk in einer kleinen Höhle mit nur 24 Litern. 



Milbenfall

Datum   gezählte Milben nach Tagen Milben
/Tag
Milben auf-summiert
25.07.20 *  
31.07.20   0 6 0,0 0
27.08.20 *  
08.09.20 * 5 12 0,4 5
23.09.20 * 10 15 0,7 15
05.10.20 * 0 12 0,0 15
19.11.20 * 4 45 0,1 19
23.11.20 * 0 4 0,0 19
  * Windel neu ausgelegt

In diesem Jahr beginnen wir mit der Varroakontrolle am 27. Juli. Wir legen einen rechteckigen Kasten ein, der ca. 50% des Höhlenbodens abdeckt. Um zu verhindern, dass die gefallenen Varroamilben durch die Bienen oder auch anderes Getier abgeräumt werden, ist dieser Kasten mit einem für Bienen undurchlässigen, aber für Milben durchlässigen Gitter abgedeckt. Gezählt wurden die Milben nur im Kasten. Daneben gefallene Milben fanden wir in dem Gemüll nicht. 


Die Anzahl der gefallenen Milben blieb niedrig, so dass kein Grund für eine Behandlung bestand. Eine erfreuliche Entwicklung. Dieser geringe natürliche Milbenfall kann verschiedene Ursachen haben. Wir vermuten, dass der Ende Juni/Anfang Juli abgegangenen Schwarm zu einer Brutpause führte, die die Entwicklung der Varroamilbe bremste. In wieweit die natürlich entstandene Baumhöhle einen Einfluss auf die Dynamik der Varroaentwicklung gehabt hat, wissen wir nicht.  


Sommer



Herbst

An der Arbeitsöffnung sind nur noch wenig Bienen zu sehen. Sie haben sich in die gut abgedichtete Höhle zurückgezogen.

 

Einen genaueren Einblick in das Innere der Baumhöhle haben wir nicht. Wir wissen deshalb auch wenig über die Futterreserven oder über die Volksstärke. Mit Hilfe einer endoskopischen Kamera bekommen wir nur einen ungefähren Eindruck. Danach bleibt es spannend, ob das Volk den Winter und vor allem das Frühjahr 2021  überstehen wird.

 

Unten am Boden liegt der rechteckige Kasten zur Varroakontrolle. Es ist nur noch ein minimaler Milbenfall zu beobachten (siehe Tabelle oben). 

 

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